Worum geht bei der tiergestützten Therapie, die Sie für Patientinnen und Patienten in der Neurologie anbieten?
Ich nutze die Labradorhündin Mail, um spezifische Therapieziele zu erreichen. Zum Bespiel, um bei einer Patientin nach einem Schlaganfall die Beweglichkeit der Hände zu verbessern. Oder bei einem Parkinsonbetroffenen die Aufmerksamkeit zu erhöhen, damit er sich überhaupt auf die Therapie einlassen kann.
Wie läuft eine Therapie ab?
Nach dem gegenseitigen Kennenlernen von Betroffenen und Hündin geht es stets um konkrete Aufgaben: der Hündin Wasser geben, streicheln, einen Gegenstand zu werfen, den sie zurückbringt, oder einen Keks für sie zu verstecken.
Für wen ist die tiergestützte Therapie geeignet?
Ich denke, fast alle Patientinnen und Patienten können davon profitieren. Doch an der Rehaklinik Zihlschlacht bieten wir die Therapie gezielt für Schwerbetroffene in der stationären Früh-Rehabilitation an. Das sind Menschen, zu denen wir über die herkömmlichen Behandlungsangebote nur begrenzt Zugang finden. Auf ein Tier reagieren hingegen viele, und diese Motivation können wir nutzen. Mali, meine Labradorhündin, animiert Betroffene zum Beispiel, sich zu bewegen. Darum geht es in der Ergotherapie: dass wir die Leute ins Handeln bringen, sie aktivieren können.
Wie sind Sie auf das Thema gekommen?
Gemeinsam mit meinen Eltern habe ich die Labradorhündin Mali. In meiner Ausbildung zur Ergotherapeutin machte ich ein Praktikum an der Rehaklinik in Basel. Dort werden Tiere schon lange in der Therapie eingesetzt. Und ganz in der Nähe ist die Blindenführhundeschule, wo auch Sozialhunde für tiergestützte Therapien ausgebildet werden. Weil mich das interessierte, nahm ich an einem Infoanlass teil. Und meldete mich relativ spontan für die Ausbildung mit unserer Hündin an.
Welche Abklärungen und Vorbereitungen braucht es vor der ersten Therapiestunde?
Wir klären stets ab, ob eine Patientin oder ein Patient Tiere mag und ob eine Allergie vorliegt. Bei einer ansteckenden Krankheit oder einer offenen Wunde setzten wir die Therapie aus.
Wie reagieren Patientinnen und Patienten?
Bei vielen Betroffenen ist die Freude unmittelbar zu spüren. Sie sind aktiver, wollen mit der Hündin interagieren, sie streicheln. Je nach Schwere der neurologischen Erkrankungen sehen wir grössere oder kleinere Fortschritte. Doch eine Verbesserung ist stets erkennbar.
Was motiviert Sie an dieser Form der Therapie?
Es ist für mich sehr schön, mit der Hündin Mali zu arbeiten und zu sehen, welche Freude sie daran hat. Und, was noch wichtiger ist: Ich sehe den Erfolg in der Therapie. Es kommt vor, dass jemand alle Behandlungen absagt, weil es ihm nicht gut geht, ausser der Therapie mit Mali.
Die Neurologische Rehabilitation ist auf Parkinson spezialisiert. Im Parkinsonzentrum werden Bewegungsverlangsamungen, Muskelverspannungen und Gleichgewichtsstörungen behandelt.
Rehaklinik ZihlschlachtIm Journal 2/2024 berichteten wir im Schwerpunkt-Artikel zu diesem Thema. Der Beitrag ist online verfügbar.
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