Was ist Parkinson? Aktive Hirnzellen_Parkinson Schweiz

Was ist Parkinson?

Das idiopathische Parkinsonsyndrom ist eine fortschreitende, chronische, neurodegenerative Erkrankung, bei der Nervenzellen im Gehirn absterben. Die Hauptmerkmale sind Bewegungsstörungen (Bradykinese), Muskelsteifheit (Rigor) und gegebenenfalls Zittern (Tremor), die als «motorische Symptome» bezeichnet werden. Neben den motorischen Symptomen treten auch häufig «nicht-motorische Symptome» auf.

Epidemiologie von Parkinson

Wie häufig tritt Parkinson auf?

  • Weltweit sind rund 10 Millionen Menschen von Parkinson betroffen, in der Schweiz sind es über 15'000
  • Die meisten Betroffenen sind zum Zeitpunkt der Diagnose über 60 Jahre alt
  • Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen
  • Nur in seltenen Fällen (unter 10%) ist die Krankheit erblich bedingt
  • Die Lebenserwartung von Parkinson-Betroffenen ist vergleichbar mit der von Gesunden

Was passiert im Körper?

Bei Parkinson werden Nervenzellen im Gehirn (Substantia nigra) geschädigt, die den Botenstoff Dopamin produzieren. Der Dopaminmangel führt zu den verschiedenen Bewegungsstörungen. Schon früh im Krankheitsverlauf sterben auch andere Nervenzellen im Gehirn ab, was zu den nicht-motorischen Symptomen führt, die für die Betroffenen mit zunehmender Krankheitsdauer immer belastender werden.

Symptome von Parkinson

Die Symptome von Parkinson sind sehr individuell. Ausserdem schreitet die Krankheit bei jedem Betroffenen unterschiedlich schnell voran. Deshalb hat jeder Betroffene seinen «eigenen» Parkinson mit ganz individuell ausgeprägten Symptomen.

Bewegungsverlangsamung (Bradykinese, Akinese)

  • Verlangsamte Bewegungen: Alltägliche Bewegungen, insbesondere automatische Bewegungen wie Gehen oder Schlucken, fallen zunehmend schwerer.
  • Eingeschränkte Feinmotorik: Schwierigkeiten bei Handlungen wie dem Schliessen von Knöpfen oder der Bedienung des Smartphones.
  • Mimik und Gestik: Das Gesicht wirkt weniger ausdrucksvoll, die Gestik kann verlangsamt sein.

Steifheit (Rigor)

  • Erhöhter Muskeltonus: Die Muskeln sind angespannt, was zu einem Gefühl der Steifheit führt.
  • Bewegungseinschränkung: Die Steifheit kann die Beweglichkeit einschränken und zu einer gebeugten Körperhaltung führen.

Zittern in Ruhe (Ruhetremor)

  • Unwillkürliches Zittern: Tritt bei etwa zwei Dritteln der Betroffenen auf, wenn der Körper ruht, und betrifft meist die Arme stärker als die Beine.
  • Nachlassen bei Bewegung: Das Zittern kann bei gezielten Bewegungen vorübergehend verschwinden.

Haltungsinstabilität (posturale Instabilität)

  • Gleichgewichtsstörungen: Vor allem in späteren Krankheitsstadien ist das Gleichgewicht gestört.
  • Sturzgefahr: Die Instabilität kann zu Stürzen führen.

Weitere Symptome

Neben den motorischen Symptomen können auch nicht-motorische Symptome auftreten:

  • Neuropsychiatrische Störungen: Depression, Angstzustände, Schlafstörungen
  • Vegetative Störungen: Probleme mit Blutdruck, Verdauung, Blasenfunktion, Temperaturregulation
  • Sensorische Störungen: Geruchsstörungen, Schmerzen
  • Kognitive Veränderungen: Im fortgeschrittenen Stadium können Gedächtnis- und Denkstörungen auftreten.

Verlauf

Parkinson beginnt meist schleichend und mit individuellen, nicht immer klar differenzierten Symptomen. Typische Frühsymptome sind das Zittern einer Hand, wiederkehrende Krämpfe in einzelnen Gliedern, chronische Verspannungen im Hals- und Nackenbereich, Schlafstörungen, allgemeine Müdigkeit und Antriebslosigkeit, hartnäckige Verstopfung, Riechstörungen, aber auch Gangstörungen und Depressionen.

Fortschreiten der Krankheit

Da der Zellschwund in der Substantia nigra stetig fortschreitet, nehmen auch die Symptome kontinuierlich zu. Beim Gehen werden die Schritte immer kleiner. Feine Arbeiten wie Zähne putzen, Knöpfe zumachen, Schreiben oder Basteln fallen zunehmend schwerer, die Sprache wird oft leiser und undeutlicher, die Mimik nimmt ab, der Oberkörper kann sich nach vorne neigen.

Individueller Verlauf

Es ist wichtig zu wissen, dass der Verlauf von Parkinson sehr individuell ist. Die Symptome und ihre Ausprägung sind von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich.

Die «Honeymoon-Phase»

In den ersten zwei bis fünf Jahren der Erkrankung, der so genannten «Honeymoon-Phase», sprechen die meisten Betroffenen gut auf die Medikamente an und können ein weitgehend normales Leben führen. In dieser Phase ist die Wirkung der Medikamente über den Tag ausgeglichen. Es treten keine oder nur geringe Schwankungen auf.

Spätere Krankheitsstadien

Mit fortschreitender Erkrankung lässt die Wirkung der Medikamente nach und es kann zu Wirkungsschwankungen kommen. Das bedeutet, dass sich Phasen guter Beweglichkeit mit Phasen der Unbeweglichkeit abwechseln können. Auch unwillkürliche Überbewegungen (Dyskinesien) können auftreten. Nicht selten nehmen in dieser Phase auch nicht-motorische Symptome wie Depressionen, kognitive Störungen, Verdauungsstörungen, Blutdruckschwankungen etc. deutlich zu.

Behandlungsmöglichkeiten

Medikamente: In frühen Stadien können Medikamente die Symptome gut kontrollieren. In späteren Stadien kann es notwendig sein, die Medikamente anzupassen oder zu kombinieren, um Wirkungsschwankungen zu reduzieren. Eine aktive Zusammenarbeit zwischen Arzt und Patient ist unerlässlich.

Neurorehabilitation: Gezielte Übungs- und Therapiepläne in der Logopädie, Ergotherapie und Physiotherapie können helfen, den Alltag besser zu bewältigen.

Apparative Therapien: Wenn Medikamente nicht mehr ausreichend wirken, kommen Pumpentherapien (Apomorphin oder Duodopa) oder operative Verfahren (Tiefe Hirnstimulation/THS oder Fokussierter Ultraschall/FUS) in Frage. Diese gerätegestützten Behandlungen können die Lebensqualität nachweislich verbessern.

Komplementäre Therapien: Komplementäre Therapien bei Parkinson können eine wertvolle Ergänzung zur schulmedizinischen Behandlung sein. Sie ersetzen die schulmedizinische Behandlung nicht, können sie aber sinnvoll ergänzen.

Betroffene haben heute eine weitgehend normale Lebenserwartung. Ihre Lebensqualität kann sehr lange auf einem guten oder zumindest akzeptablen Niveau stabilisiert werden.

Ursachen von Parkinson

Obwohl die Parkinsonkrankheit bereits 1817 von dem englischen Arzt James Parkinson beschrieben wurde und die Forschung seitdem intensiv nach den Ursachen sucht, sind diese in den meisten Fällen noch immer nicht vollständig geklärt.

Man geht davon aus, dass Parkinson durch ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren wie genetische Veranlagung, Umweltfaktoren, Alterungsprozesse und weitere unbekannte Faktoren entsteht. 

Die Forschung geht weiter

Die Forschung nach den Ursachen von Parkinson wird kontinuierlich vorangetrieben. Wissenschaftler arbeiten daran, die komplexen Mechanismen zu verstehen, die zur Entstehung der Krankheit führen, um in Zukunft noch effektivere Behandlungsmethoden entwickeln zu können.

Wichtige Erkenntnisse

  • Kein einzelner Faktor: Wahrscheinlich gibt es nicht die eine Ursache für Parkinson, sondern ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren.
  • Linderung der Symptome möglich: Auch wenn die Krankheit nicht heilbar ist, können die Symptome gut behandelt werden.
  • Hoffnung für die Zukunft: Die Forschung macht ständig Fortschritte und es besteht Hoffnung auf neue und bessere Behandlungsmöglichkeiten in der Zukunft.

Diagnose

Parkinson beginnt fast immer mit Befindlichkeitsstörungen. Sie sind uncharakteristisch und treten erst allmählich auf. Ansprechpartner in dieser Phase ist der Hausarzt.

Wichtig: Beobachten Sie die Veränderungen und Symptome eine Zeit lang und notieren Sie sie in einer Art Tagebuch. Zeigen Sie es Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin. Er braucht so viele Informationen wie möglich von Ihnen. Je früher die Diagnose gestellt wird, desto besser.

Die Diagnose des idiopathischen Parkinson-Syndroms wird in erster Linie klinisch gestellt, d. h. anhand der Schilderung der Symptome und der neurologischen Untersuchung. Ergänzende Untersuchungen wie kraniales MRT, zerebrales SPECT, DAT-Scan und Ultraschall unterstützen die Diagnose.

Für die klinische Diagnose der Parkinson-Krankheit müssen eine Verlangsamung der Bewegungen (Bradykinese) und mindestens ein zusätzliches Symptom wie Tremor oder Rigor nachweisbar sein. Ein wichtiges unterstützendes diagnostisches Kriterium ist das Ansprechen auf L-Dopa.

Atypische Parkinson-Syndrome

Bei fast vier von fünf Parkinson-Diagnosen handelt es sich um die idiopathische Parkinson-Krankheit (auch Morbus Parkinson genannt). Entsprechend weniger bekannt sind die wesentlich selteneren atypischen Parkinson-Syndrome.

Neben dem häufigsten und bekanntesten Morbus Parkinson –  auch idiopathischer Parkinson (iPS) genannt – gibt es mehrere atypische Parkinson-Syndrome (aPS). Die Abgrenzung ist schwierig. Unterschieden werden:

Zur sicheren Diagnose eines atypischen Parkinsonsyndroms (aPS) ist nur die pathologische Diagnose aus dem Hirngewebe (Biopsie oder Autopsie) zuverlässig. Diese ist am lebenden Patienten nicht durchführbar. Daher basiert die Diagnose heute ausschliesslich auf klinischen Kriterien mit einer Fehlerquote von bis zu 30 Prozent.

Die Unsicherheit bei der Diagnosestellung zeigt sich auch darin, dass bei mehreren atypischen Parkinson-Syndromen für dasselbe Syndrom verschiedene Kriterienlisten existieren. Ebenso darin, dass immer wieder internationale Überarbeitungen der aktuellen klinischen diagnostischen Kriterien vorgenommen werden (CBD, PSP). Diese Kriterien wurden bislang nie prospektiv validiert oder für jedes aPS klinisch-pathologisch bestätigt. Studien der letzten Jahre haben zudem eine Erweiterung des möglichen Spektrums klinischer Symptome und Befunde gezeigt, so dass die Frühdiagnose bei allen aPS zunehmend schwieriger wird.

Die Abgrenzung der verschiedenen aPS untereinander und gegenüber dem idiopathischen Parkinsonsyndrom (iPS) wäre gerade in frühen Krankheitsstadien wichtig. Dies aus Gründen der Prognose und einer korrekten oder adäquaten Therapie. Zudem wäre eine frühe und eindeutige Diagnose aus wissenschaftlichen Gründen wie die Erforschung der Ursachen oder die Suche nach neuen Therapiemöglichkeiten von grossem Wert. Denn trotz jahrzehntelanger Forschung sind die Ursachen und die Krankheitsmechanismen der aPS weiterhin ungeklärt. Auch die therapeutischen Möglichkeiten sind derzeit noch sehr begrenzt.

Die derzeit verfügbaren bildgebenden Verfahren (MRT) und labordiagnostischen Methoden tragen nur wenig zu einer sicheren und frühzeitigen Diagnose bei. Die Forschung konzentriert sich daher auf die Suche nach neuen Biomarkern (Messwerte, die spezifisch für ein bestimmtes aPS sind). Biomarker werden z. B. in genetischen Analysen oder in speziellen Labormethoden zur Untersuchung von Serum und Liquor sowie in speziellen Funktionstests eingesetzt.

Antworten auf häufig gestellte Fragen

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