Sexualität und Parkinson

Herausforderungen und Lösungsansätze

Die Sexualität wird oft als «die schönste Nebensache der Welt» bezeichnet. Doch in Bezug auf Krankheiten wie Parkinson können sich Herausforderungen ergeben, die nicht nur den Betroffenen selbst betreffen, sondern auch die Partner oder Partnerinnen. In dieser schwierigen Situation ist es entscheidend, über Sexualität zu sprechen – sowohl in der Beziehung als auch mit dem behandelnden Arzt.

Sexualität als Grundbedürfnis

Sexualität ist mehr als nur eine Nebensache – sie gehört zu den Grundbedürfnissen des Menschen, ähnlich wie Essen und Trinken. Sie ist ein Ausdruck von Nähe und Intimität und hat daher grossen Einfluss auf das Wohlbefinden. Leider bleibt Sexualität in vielen Fällen ein Tabu-Thema, über das «man nicht spricht». Besonders bei Erkrankungen wie Parkinson ist es jedoch wichtig, dieses Thema anzusprechen, da viele Betroffene unter sexuellen Problemen leiden.

Wie Parkinson die Sexualität beeinflussen kann

Forschungsergebnisse zeigen, dass rund die Hälfte aller Betroffenen sexuelle Probleme haben. Besonders bei Männern treten Erektionsstörungen besonders häufig auf – rund viermal so häufig wie vor der Diagnose. Probleme mit der Lust betreffen etwa 40% der Männer und 80% der Frauen. Zudem können Medikamente, wie blutdrucksenkende Mittel oder Antidepressiva, die Sexualität negativ beeinflussen. Es gibt aber auch Parkinsonmedikamente, die zu einer Steigerung der sexuellen Bedürfnisse führen können, was für den Partner oder die Partnerin belastend sein kann.

Auswirkungen auf die Partnerschaft

Die Zufriedenheit mit der Sexualität sinkt bei Partnern von Parkinsonbetroffenen von 90% auf rund 60%. Besonders Frauen leiden oft unter den sexuellen Problemen ihres erkrankten Partners. Diese Unzufriedenheit kann die Beziehungsqualität erheblich beeinträchtigen. Daher ist es wichtig, das Thema offen anzusprechen und sich Unterstützung zu suchen.

Was können Paare tun?

Wenn die Sexualität von Parkinson beeinflusst wird, stellt sich oft die Frage: «Was können wir tun?» Meine Antworten darauf:

  • Sprechen Sie offen über Ihre Sexualität – sowohl in der Partnerschaft als auch mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin. Nur wenn der Arzt weiss, welche Schwierigkeiten die Parkinsonkrankheit verursacht, kann er gezielt helfen oder Sie an spezialisierte Therapeuten weiterverweisen.

  • Verstehen Sie Sexualität als mehr als nur „Funktionieren“ – Es geht nicht nur um die körperliche Sexualität, sondern auch um Nähe und Zärtlichkeit. Auch wenn Sexualität schwierig oder nicht mehr möglich ist, können Paare durch kleine Gesten der Zuneigung weiterhin intime Momente geniessen.

  • Schaffen Sie bewusst Auszeiten als Paar – Zeit für sich als Paar zu reservieren und Zweisamkeit zu erleben, ist genauso wichtig wie körperliche Intimität. Hören Sie auf Ihre Wünsche und Bedürfnisse und sprechen Sie darüber.

Dr. Ines Schweizer, 2019

Autorin

Dr. Ines Schweizer
Sexual- und Psychotherapeutin mit eigener Praxis in Luzern. Zudem ist sie die Autorin des Sachbuches «Guter Sex».

«Die Unzufriedenheit mit der Sexualität kann zu einer Beeinträchtigung der Beziehungsqualität führen.»

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