Kaufsucht und Parkinson

Kaufsucht kann als eine unerwünschte Nebenwirkung von Parkinson-Medikamenten auftreten. Entsprechende Verhaltensänderungen sollen dem Arzt oder der Ärztin gemeldet werden.

Parkinson und Dopaminmangel

Die Symptome von Parkinson resultieren grösstenteils aus einem Dopaminmangel, der motorische, kognitive und emotionale Herausforderungen verursacht. Zur Behandlung verschreiben Neurologen Medikamente, die den Dopaminspiegel erhöhen sollen. Ein zu niedriger Dopaminspiegel führt zu Trägheit und einem eher inaktiven Lebensstil, während ein zu hoher Dopaminspiegel Probleme bei der Impulssteuerung hervorrufen kann. Dies kann zu einer Impulskontrollstörung führen, bei der Betroffene Schwierigkeiten haben, einem Impuls oder einer Versuchung zu widerstehen – auch wenn die Handlung schädlich sein kann.

Medikamentenbedingte Impulskontrollstörungen

Bei Parkinsonpatienten können diese Impulskontrollstörungen als Nebenwirkung der medikamentösen Behandlung in verschiedenen Formen auftreten, wie zum Beispiel pathologischem Spielverhalten, Hypersexualität, Kaufsucht oder Essstörungen. Während pathologisches Spielverhalten und Hypersexualität häufiger bei Männern zu beobachten sind, betreffen Kaufsucht und Essstörungen häufiger Frauen. Studien zeigen, dass zwischen 17 und 45 Prozent der Parkinsonpatienten, die mit Dopaminagonisten behandelt werden, von solchen Störungen betroffen sind. Meistens verschwinden die Symptome nach Absetzen der Medikamente, jedoch kann auch eine kognitive Verhaltenstherapie hilfreich sein.

Ab wann wird Einkaufen zur Pathologie?

Einkaufen ist eine alltägliche Aktivität, die in vielen Fällen durch gesellschaftliche Normen und Modetrends geprägt ist. Oft wird der Besitz zusätzlicher Dinge als ein Symbol für Status oder persönlichen Wert wahrgenommen. Doch wenn das Einkaufen unkontrollierbar wird, eine Spannung oder Gereiztheit auslöst und negative Auswirkungen auf das Familien- oder Sozialleben hat – oder sogar finanzielle Probleme verursacht – ist die Grenze zur Pathologie überschritten.

Eine kaufsüchtige Person erwirbt Produkte ohne wirklichen Bedarf oder Wunsch danach und auch dann, wenn der Kauf negative Konsequenzen hat. Zum Beispiel könnte jemand einen zweiten Flachbildfernseher kaufen, obwohl bereits ein funktionierendes Gerät vorhanden ist, oder unaufhörlich neue Paar Schuhe erwerben, obwohl der Schrank bereits überfüllt ist.

Wichtige Anzeichen und Prävention

Wenn Einkäufe zu Schulden, familiären Problemen oder gar zu einer durch Schuldgefühle ausgelösten Depression führen, sollte dies unbedingt angesprochen werden. Prävention ist der beste Ansatz, und sowohl Betroffene als auch Angehörige sollten bei der Verschreibung von Dopaminagonisten über die potenziellen Risiken informiert werden. Angehörige, die über diese Risiken Bescheid wissen, sind oft aufmerksamer und können frühzeitig Veränderungen im Verhalten bemerken.

Ist es eine Kaufsucht?

Die folgenden Fragen können Ihnen dabei helfen, zu erkennen, ob es sich bei Ihrem Kaufverhalten um eine Kaufsucht handelt:

  1. Denken Sie häufig oder ständig ans Kaufen?
    Haben Sie Gedanken an Einkäufe, die Sie nicht loswerden können?

  2. Kämpfen Sie gegen Ihr Verlangen an?
    Versuchen Sie, den Drang zu kaufen zu unterdrücken, ohne ihn vollständig kontrollieren zu können?

  3. Kaufen Sie impulsiv?
    Handelt es sich bei Ihren Käufen oft um spontane Entscheidungen, bei denen Sie Schwierigkeiten haben, sich zurückzuhalten oder vorher nachzudenken?

  4. Erwerben Sie Dinge, die Sie weder brauchen noch mögen?
    Kaufen Sie Produkte, die keinen tatsächlichen Bedarf decken und oft noch in grösseren Mengen oder Multipacks?

  5. Spüren Sie Aufregung vor dem Kauf?
    Erleben Sie eine steigende Anspannung oder Vorfreude, bevor Sie etwas kaufen?

  6. Erleben Sie Freude oder Erleichterung während des Kaufs, aber auch Reue danach?
    Fühlen Sie sich während des Kaufvorgangs gut, aber empfinden Sie unmittelbar nach dem Kauf Schuldgefühle oder Bedauern?

Es ist entscheidend, dass jede Veränderung im Verhalten dem Arzt oder der Ärztin mitgeteilt wird. Schon erste Anzeichen wie Reizbarkeit oder Impulsivität können auf eine sich entwickelnde Impulskontrollstörung hinweisen. Auch wenn diese Störungen die Wirksamkeit der Parkinsonbehandlung nicht grundsätzlich infrage stellen, erfordern sie Aufmerksamkeit, eine systematische Kontrolle und den Dialog mit dem behandelnden Arzt zur Prävention. Aline Gronchi Perrin, 2019

Autorin

Aline Gronchi Perrin
Fachpsychologin für Neuropsychologie FSP, Leiterin des ambulanten Zentrums für Neurorehabilitation, Plein Soleil, Institution von Lavigny, Lausanne.

«Wenn der Punkt erreicht ist, an dem das Kaufen unkontrollierbar wird, es eine Spannung oder Gereiztheit auslöst und negative Auswirkungen auf das Familien- oder Sozialleben hat oder negative finanzielle Folgen, dann ist die Grenze zur Pathologie überschritten.»

 

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