Interview mit der Logopädin und Dozentin HfH Frau Dr. phil. Erika Hunziker. Sie vermittelt einen interessanten und motivierenden Einblick in die Logopädie und ihren erwiesenen Nutzen für Menschen mit Parkinson.
Welchen Stellenwert hat Logopädie bei der Unterstützung von Menschen mit Parkinson?
Bei Parkinson stehen die Prävention und die Therapie von Sprechstimm-(Dysarthrophonie) und Schluckstörungen im Zentrum. Vergleichbar mit der Entwicklung des Schriftbildes, verlieren oft auch die Stimme und die Artikulation Gestalt und Ausprägung. Die Betroffenen vermeiden demzufolge zunehmend Gespräche, scheuen den Kontakt mit anderen Menschen und drücken sich um Telefonate. Aus Angst, sich nicht artikulieren zu können und nicht verstanden zu werden, ziehen sie sich mehr und mehr zurück. Mit einer hörbaren Stimme und verbesserter Aussprache steigt automatisch das Selbstwertgefühl und die Kontaktfreudigkeit. Logopädie kann viel Lebensqualität zurückbringen oder im besten Fall erhalten.
Wann raten Sie zur Logopädie?
So früh wie möglich! Es ist viel einfacher, vorhandene Funktionen länger aufrechtzuerhalten, als verlorene Fähigkeiten neu zu erarbeiten. Leider warten die meisten zu lange…
Woran erkennt man Fachleute, die mit Parkinson Erfahrung haben?
Logopädie für Erwachsene beinhaltet in der Regel Erfahrung mit Parkinson. Eine Therapeutenliste für die ganze Schweiz findet man über www.aphasie.org
Gehört die LSVT-Loud-Therapie auch zum Angebot der Logopädie?
Ja, aber es ist eine spezialisierte, sehr fokussierte, übungsbetonte Intensiv-Therapie, die nicht alle anbieten. Sie weist teilweise sehr guten Erfolge auf.
Sie sind als Dozentin an der Hochschule für Heilpädagogik in Zürich massgebend an der Ausbildung der kommenden Logopäden-Generation beteiligt. Haben Ihre Studentinnen und Studenten auch Kontakt zu Parkinsonbetroffenen?
Dies ist das Anliegen des präventiven Projekts «Begegnung von Parkinsonbetroffenen mit Logopädiestudierenden». Durch proaktive Besuche der Selbsthilfegruppen von Parkinson Schweiz werden beidseitig viele wertvolle Erfahrungen gemacht. Die Studierenden gewinnen eine Vorstellung vom Krankheitsverlauf mit seinen vielfältigen Symptomen und erhalten Gelegenheit, ihr Wissen zu vermitteln. Umgekehrt profitieren die Selbsthilfegruppen-Teilnehmenden von neuen Übungsideen und werden dafür sensibilisiert, dass vorbeugend ganz viel getan werden kann. Noch wichtiger ist die Erkenntnis, dass sich dieses «Tun» auf alle Fälle lohnt – und dass das meistens ganz viel Spass macht!
Was sind die Alternativen zur Einzeltherapie?
In den spezialisierten Kliniken gehört die Logopädie zum Rehabilitationskonzept, etwa bei einem Aufenthalt für die Medikamenteneinstellung. Bei dieser Gelegenheit haben viele ihren ersten Kontakt mit dieser Therapie und erhalten wertvolle Übungen mit nach Hause. Ebenfalls hilfreich ist die CD mit Übungsbroschüre «Logopädie Übungen für Parkinsonbetroffene». Selber üben ist wichtig: Texte laut lesen, Zungenbrecher üben, Gedichte oder Witze auswendig und in verschiedenen Arten vortragen oder Lieder singen. Am besten täglich ein paar Minuten. Das bringt sehr viel!
Was ist Ihr nächstes Projekt in Sachen Parkinson?
Oh, es gäbe noch so viele Ideen. Zum Beispiel ein Parkinson-Chor für Betroffene und Angehörige mit Logopädie-Einstimmung.
Mit Dr. phil. Erika Hunziker sprach Andrea Jaermann. Publikation: Magazin Parkinson 121.
CD «Logopädieübungen für Parkinsonbetroffene» mit Begleitbroschüre
Autorin: Dr. phil. Erika Hunziker, Logopädin
Sprache: Schweizerdeutsch
Herausgeber: Parkinson Schweiz
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