Tai-Chi gegen Parkinson

Für eine Langzeitstudie begleitete die Jiao Tong University in Shanghai während dreieinhalb Jahren eine Gruppe von 143 Personen mit Parkinson. Die Studie bestätigt, dass sich Tai-Chi positiv auf den Verlauf der Parkinsonkrankheit auswirkt.

Dreieinhalb Jahre – noch nie zuvor standen Menschen, die von Parkinson betroffen sind und zudem regelmässig Tai-Chi praktizieren, über einen so langen Zeitraum unter wissenschaftlicher Beobachtung. Viele Menschen in China üben die traditionelle meditative Kampfkunst Tai-Chi gemeinsam und im öffentlichen Raum aus. Doch handelt es sich um mehr als um eine blosse Freizeitbeschäftigung. Zwischen 2019 und 2022 untersuchte die medizinische Fakultät der Shanghai Jiao Tong University in einer fundierten Studie die Wirkung von Tai-Chi auf die Parkinsonkrankheit.

Die Neurologin Dr. Margherita Fabbri vom Universitätsspital Toulouse weist auf die besondere Bedeutung dieser Studie hin: «Die Shanghaier Studie über die Wirkung von Tai-Chi auf die Parkinsonkrankheit ist sehr aufschlussreich. Insbesondere der Untersuchungszeitraum ist beachtlich: dreieinhalb Jahre. Solche nicht pharmakologische Studien, die über eine so lange Zeitperiode geführt werden, sind selten.»

Die Ärztinnen und Ärzte des Instituts für Neurologie der Jiao Tong University begleiteten 143 an Parkinson erkrankte Personen, die zweimal wöchentlich eine Stunde Tai-Chi praktizierten. Sie hielten die Veränderung ihrer Symptome fest und verglichen diese mit jenen einer Kontrollgruppe, die kein Tai-Chi ausübte. Das Resultat: Die Symptome der Krankheit hatten sich bei der ersten Gruppe weniger stark verschlechtert. Das Ausführen der langsamen Tai-Chi-Bewegungen über eine lange Zeit führte folglich zu einem mässigeren Auftreten der Parkinsonsymptome.

Die Resultate sind ermutigend. Sie bestätigen, wie wichtig es im Kampf gegen die Krankheit ist, sich regelmässig körperlich zu betätigen. Tai-Chi aber verlangsamt stärker noch als andere Disziplinen das Fortschreiten von Parkinson. «Wir konnten feststellen, dass sich in der Tai-Chi-Gruppe langfristig eine günstige Wirkung auf die motorischen und die nicht motorischen Symptome eingestellt hat», bestätigen die Autorinnen und Autoren der Studie. «Unsere Resultate zeigen, dass Tai-Chi den Verlauf der motorischen und der nicht motorischen Symptome gesamthaft längerfristig verbessern kann.»

Doch bevor Tai-Chi als die wirksamste Disziplin bezeichnet werden kann, wäre es erforderlich, sie noch mit weiteren körperlichen Aktivitäten wie Laufen, Tanzen und anderen zu vergleichen. Möglicherweise ist aber etwas anderes entscheidend. «Es geht darum, dass jeder und jede Betroffene die Betätigung wählt, die ihm oder ihr am meisten zusagt, und dass er oder sie diese auch regelmässig praktiziert – empfohlen wird ungefähr dreimal eine Stunde pro Woche», hält Dr. Fabbri fest. «Sich mit Freude zu bewegen, tut der Wirksamkeit keinen Abbruch, im Gegenteil.»

Körperliche Betätigung hilft, das Fortschreiten der Krankheit zu bekämpfen. Doch die Besonderheit von Tai-Chi liegt nicht zuletzt in der Langsamkeit. Durch die langsamen Bewegungen werden andere neuronale Netze angesprochen als durch «automatische» Bewegungen wie beispielsweise beim Laufen. Beruht die Wirksamkeit also darauf?

Alain Dupraz

Quellenangabe

Journal of Neurology, Neurosurgery & Psychiatry.

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