Traumatische Kindheitserlebnisse beeinträchtigen die Gesundheit und die Lebensqualität. Auf diesen Zusammenhang weisen zahlreiche Studien hin. Die Erfahrung körperlicher und psychischer Gewalt, denen Kinder früh im Leben ausgesetzt sind, beeinflusst das Wohlbefinden im Erwachsenenalter. Und auch Belastungen im Haushalt wie Sucht oder Trennung der Eltern wirken sich negativ aus.
Ob und wie sich Belastungen in der Kindheit auf die Entwicklung von Parkinson auswirken, war bisher unklar. Nun ist eine in Neurology Clinical Practice publizierte Studie dieser Frage nachgegangen. Dazu wurden rund 700 Parkinsonbetroffene nach frühkindlichen Belastungen befragt.
Zehn Fragen zu Kindheitstraumata
Der Online-Fragebogen erhob Kindheitstraumata gezielt mit zehn Fragen zu verschiedenen Arten von Belastungen. Sie beziehen sich zum Teil auf die untersuchte Person, zum Teil auf das familiäre Umfeld. Jede erlebte Belastung ergibt einen Punkt – je höher das Punktetotal, desto grösser war die frühkindliche Belastung.
Die Ergebnisse sind deutlich: Parkinsonbetroffene mit den wenigsten Kindheitstraumata (also der tiefsten Punktzahl) gaben weniger motorische und nicht-motorische Symptome an. Mit zunehmender Anzahl erlebter Belastungen nahmen die Symptome zu. Dazu zählen Apathie, Muskelschmerzen, Tagesschläfrigkeit, unruhige Beine und Depression.
Die Forschenden schränken die Aussagekraft der Studie allerdings etwas ein. Die Informationen zur Belastung in der Kindheit basieren auf persönlichen Angaben, ungenaue Erinnerungen sind also nicht auszuschliessen. Zudem lässt sich aufgrund der angewandten Methode nicht sagen, ob ein kausaler Zusammenhang zwischen Kindheitstraumata und der Entwicklung von Parkinson besteht. Die aufgezeigte Verbindung könnte auch durch andere Faktoren verursacht werden.
Die Lebensgeschichte erfassen
Und so ist das Fazit der Forschenden etwas vorsichtig. Die Daten würden darauf hindeuten, dass ein Kindheitstrauma mit einem leichten Anstieg des Schweregrads von Parkinson verbunden ist.
Der Neurologe Michael S. Okun von der Universität Florida Health, hält die Hinweise der Studie dennoch für faszinierend, wie er dem Medizin-Portal medscape.com sagte. Die Untersuchung würde zeigen, wie wichtig es sei, die Lebensgeschichte von Betroffenen vollständig zu erfassen. Lebenserfahrungen würden eine Rolle spielen und können die Symptome beeinflussen.
In Studien zu Kindheitstraumata wurden diese zehn Arten von Belastungen untersucht:
-körperliche Misshandlung
-sexueller Missbrauch
-emotionaler Missbrauch
-körperliche Vernachlässigung
-emotionale Vernachlässigung
-häusliche Gewalt gegenüber der Mutter
-Suchtmittel-Missbrauch im Haushalt
-psychische Erkrankung im Haushalt
-Trennung oder Scheidung der Eltern
-Haftstrafe eines Familienmitglieds
Quelle: Childhood Trauma and Parkinson Disease. Neurology: Clinical Practice 13 (2023)
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