Das Risiko für Parkinson-Demenz wurde überschätzt

Eine neue Studie zeigt, dass die Wahrscheinlichkeit, an Demenz zu erkranken, geringer ist als bisher angenommen. Das eröffnet die Chance, kognitive Beeinträchtigungen früher und länger zu behandeln.

Mit dem Fortschreiten der Erkrankung entwickelt ein Teil der Parkinsonbetroffenen eine Demenz. Häufig zeigen sich die Symptome erst viele Jahre nach Auftreten der ersten motorischen Beeinträchtigungen. Parkinson-Demenz kann dazu führen, dass Denkvorgänge langsamer ablaufen oder es zu Gedächtnisstörungen und Problemen mit der visuellen Wahrnehmung kommt. Betroffene benötigen dann meist Unterstützung durch ihr Umfeld.

Frühere Studien legten nahe, dass bei bis zu 80 Prozent der Betroffenen im Lauf der Jahre eine Demenz auftritt. Doch diese Untersuchungen, die 15 und mehr Jahre zurückliegen, weisen methodische Schwächen auf. So nahmen nur relative wenige, meist schon ältere Personen daran teil, und die kognitiven Fähigkeiten wurden nicht systematisch untersucht.

Gründliche Untersuchung
Das Risiko, eine Demenz zu entwickeln, stellt für Parkinsonbetroffene eine Belastung dar. Angesichts der unsicheren Daten haben Forschende aus den USA deshalb das langfristige Demenzrisiko bei Parkinson neu analysiert. Dazu verwendeten sie Daten aus zwei
grossen, über einen längeren Zeitraum durchgeführten Beobachtungsstudien. Daran nahmen je rund 400 Parkinsonbetroffen aus den USA, Europa und Australien teil.

In der einen Gruppe hatten die Teilnehmenden kurz zuvor die Diagnose Parkinson erhalten, in der anderen Gruppen war die Erkrankung schon ein paar Jahre früher festgestellt worden. Die Parkinsonbetroffenen sowie eine Kontrollgruppe mit gesunden Personen wurden anschliessend jährlich, später alle zwei Jahre auf die Entwicklung ihre Symptome untersucht, wobei auch diverse kognitive Tests durchgeführt worden. Anhand dieser Informationen wurde das langfristige Demenzrisiko ermittelt.

Geringeres Risiko
Die kürzlich in der renommierten Fachzeitschrift Neurology veröffentliche Studie zeigt für beide untersuchten Gruppen ein deutlich tieferes Demenz-Risiko als die früheren Arbeiten. Bei den kurz zuvor erkrankten Personen betrug die Wahrscheinlichkeit, innerhalb von zehn Jahren eine Demenz zu entwickeln, nur 9 Prozent.

Bei der anderen Gruppe, bei der die Teilnehmenden älter und schon früher an Parkinson erkrankt waren, lag der Wert bei 27 Prozent. Für diese zweite Gruppe liegt eine längere Datenreihe vor, und so konnte auch das langfristige Demenz-Risiko ermittelt werden. Dieses lag nach 15 Jahren der Untersuchung bei 50 Prozent, nach 20 Jahren bei 74 Prozent.

Risikofaktoren Alter und Geschlecht
Wie frühere Studien zeigt auch diese Analyse, dass das Alter ein Risikofaktor ist, um eine Parkinson-Demenz zu entwickeln. Zudem sind Männer und weniger gut ausgebildete Personen häufiger von kognitiven Einschränkungen betroffen.

Chancen für die Therapien
Das Fazit ist klar: Demenz tritt bei Parkinson seltener oder später im Krankheitsverlauf auf, als frühere Forschungsstudien zeigten. Für die Forschenden liefert die Studie «aktualisierte und hoffnungsvollere Schätzungen des langfristigen Demenzrisikos bei Parkinson.» Sie sehen darin die Chance, dass für Behandlungen, die den kognitiven Abbau verhindern oder verlangsamen, mehr Zeit zur Verfügung steht.

 

Journal: Neurology, Sept. 2024
https://www.neurology.org/doi/10.1212/WNL.0000000000209699

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